Jesus in schlechter Geselllschaft – Glaube im Gefängnis
Seit 30 Jahren bieten in der Justizanstalt Stein alle 14 Tage Cursillo-Mitarbeiter Glaubensgesprächsrunden an. Heuer – 2017 begleiteten in Stein freiwillige Emmaus-Mitarbeiter 12 Gefangene bei einem 3-tägigen Cursillo (kleiner Glaubenskurs).
Zentrale Gesprächsthemen sind Schuld und Vergebung und die Bibel als Quelle unseres Glaubens. Auch die Beichte – Thema Versöhnung – beschäftigt alle. Gott verzeiht mir. Kann ich mir selber verzeihen? Wir feiern miteinander Eucharistie mit Liedern, persönlichen Bitten und Dank. Beim „Vater unser“ geben wir uns die Hände – das geht bei manchen tief. In lockerer Atmosphäre essen wir gemeinsam zu Mittag und trinken Kaffee. In den Gesprächsgruppen kommt vieles offen zur Sprache. Diese Tage waren für uns alle eine tiefe Glaubenserfahrung.
Auftanken in Gemeinschaft
Herbert (Name geändert), 4 Jahre Haft, ist Hausarbeiter in der Anstaltskapelle, die er reinigt und schmückt. Die Zeit dazwischen nützt er, um zu beten. Herbert ist der Glaube wichtig geworden. „Ich freue mich jedes Mal auf die Cursillo-Gruppe. Da erlebe ich Gemeinschaft, das stärkt mich im Glauben. Jeden Sonntag feiere ich die Messe mit. Das ist für mich wie eine Tankstelle. Am Abend bete ich in meiner Zelle und lese in der Bibel. Im Gefängnis habe ich gelernt, dass ich mein Leben neu gestalten muss. Wenn ich in Freiheit bin, brauche ich eine Gemeinschaft, Menschen, denen ich vertrauen kann, z. B. in einer Pfarre oder in einer anderen christlichen Gemeinschaft.“
Die Entdeckung des biblischen Gottesbilds war für viele Gefangene befreiend: Gott, der uns wie ein guter Vater / eine liebende Mutter vergibt. Jesus, der aus Liebe für uns sein Leben hingegeben hat, dadurch unsere Finsternis erleuchtet, unsere Einsamkeit begleitet und alle Schuld auslöscht. Alle Gefangenen wollten eine persönliche Aussprache. Gerald, 6 Jahre Haft: „Ich werde ganz neu beginnen, ab jetzt für meine Mutter sorgen und mein Leben in die Hände Gottes legen.“
Bericht von Pfarrer Otto Allinger, freiwilliger Emmaus-Mitarbeiter
(Quelle: Rundbrief der Emmausgesellschaft St. Pölten 02/2017)